Grundlagen der Installation von Linux
von Stephan Sauer

Der Vortrag richtet sich an alle Interessierten, die erstmals Linux auf ihrem Computer installieren möchten. Zunächst werden die notwendigen Systemvoraussetzungen beschrieben, ehe ausführlich auf das Thema Festplattenpartitionierung eingegangen wird. Weiterhin werden die zum Betrieb von Linux notwendigen Programmpakete vorgestellt und schließlich die Konfiguration sowie die Einrichtung des Bootmanagers LILO erläutert.

Inhalt

1. Einleitung
2. Systemvoraussetzungen
3. Vorbereitung der Festplatte
    3.1 Was ist eine Partition?
    3.2 Linux und andere Betriebssysteme
4. Installation der Pakete
    4.1 Das Linux-Grundsystem
    4.2 Die Programmpakete
    4.3 Die Konfigurationsphase
5. Abschließendes

1. Einleitung

Dieses Skriptum soll all denjenigen, die an einer erstmaligen Installation von Linux interessiert sind, helfen, sich in den Grundlagen zurechtzufinden. Mit der Leistungsfähigkeit der heute verfügbaren Distributionen gehören die Geschichten von der abenteuerlichen Installation und Konfiguration dieses Betriebssystems nämlich der Vergangenheit an. Da viele sich anfangs scheuen, den ganzen Sprung zu Linux zu machen, und das bisher verwendete Betriebssystem von der Festplatte zu löschen, sei es, weil viele teure Programme unter dem alten OS laufen, oder sei es, weil man nicht weiß, ob einem das neue gefallen wird, und man sich den Rückzug freihalten möchte, wird insbesondere auf die Parallelinstallation von Linux mit Betriebssystemen von Microsoft eingegangen. Der Vortrag richtet sich vor allem an den Heimanwender, der eine Alternative zu MS-Windows sucht und eine vergleichbare Funktionalität wünscht. Der vorliegende Beitrag möchte nicht die Installation einer bestimmten Distribution erklären, sondern allgemeine Hinweise geben, mit denen es jedem möglich sein sollte, jede beliebige Distribution zu installieren.

2. Systemvoraussetzungen

Zuerst stellt sich die Frage, welche Hardware braucht man, um Linux laufen lassen zu können, welche Hardware wird über die Mindestanforderungen hinaus unterstützt? Theoretisch genügt ein Intel 386er mit 8 MB Hauptspeicher und 80 MB Festplattenspeicher bereits, um mit Linux arbeiten zu können. Da aber im Folgenden davon ausgegangen wird, dass das Linux-System als vollwertiger Rechner mit graphischer Benutzeroberfläche und Office-Paket sowie Internetanschluss genutzt werden soll, müssen die Hardwareressourcen doch etwas üppiger ausfallen. Zu empfehlen ist ein Pentiumprozessor mit dreistelliger MHz-Zahl, der mit mindestens 32 MB Hauptspeicher ausgestattet sein sollte. Selbstverständlich werden auch die Prozessoren von AMD und Cyrix unterstützt. Nebenbei soll hier ebenso erwähnt werden, dass es Linux-Versionen für RISC- und Alpha-Prozessoren gibt. Der Installation von Linux auf einem Power-PC ist auf dem LinuxTag ein eigener Vortrag gewidmet. Festplattenspeicher verlangt Linux nicht allzu viel: Hier lässt sich bereits mit 700 MB ein recht ordentlich ausgestattetes System betreiben. Zu empfehlen wäre unter heutigen Bedingungen mindestens 1 GB. Im Einzelnen wird für die wichtigsten Programmpakete etwa folgende Plattenkapazität benötigt:

Man sollte die Partition (was das ist, wird später erklärt), in der man Linux anlegen möchte, lieber etwas größer ausgestalten, um zu einem späteren Zeitpunkt noch Reserven zu haben, und nicht eine komplette Neuinstallation fahren zu müssen. Es werden sowohl alle IDE-Festplatten wie auch SCSI-Festplatten unterstützt. Bei manchen SCSI-Adaptern kommt es aber vereinzelt zu Problemen. In diesen Fällen sollte man sich den jeweils aktuellen Treiber besorgen. Bei den CD-ROM-Laufwerken sollte es zu keinen Problemen kommen. Manche VGA-Karten lassen sich bislang leider nur in Standard-Modi betreiben, die speziellen, geschwindigkeitssteigernden Funktionen der Karten bleiben ungenutzt. Es wird aber fieberhaft daran gearbeitet, entsprechende Treiber zu programmieren, so dass diese bald verfügbar sein dürften. Recht gut werden mittlerweile die Vodoo-Karten unterstützt. Auf der Homepage der SuSE GmbH sowie auf der Website der Deutschen Linux Distribution (DLD) findet man eine Aufstellung aller Hardware-Komponenten, die unterstützt bzw. nicht unterstützt werden. So bereiten heute weder TV-Tuner-Karten noch SCSI-Scanner Probleme für Linux. Leider fehlen bislang aber Treiber für Scanner, die am Parallelport angeschlossen sind. PCMCIA-Karten (auch PC-Cards genannt) werden zwar nicht direkt von Linux angesprochen, es gibt aber hierfür einen Treiber, der den meisten Distributionen beiliegt. Leute, die Linux auf einem Notebook betreiben möchten, finden Hilfe unter Linux on Laptops. Hier wird die Installation von Linux auf vielen einzelnen Modellen erklärt. Beim Kauf einer Linux-Distribution sollte man also schon sehr genau darauf achten, dass die Treiber, die für die eigene Hardware relevant sind, mitgeliefert werden. Zwar kann man sich alles später auch noch aus dem Internet besorgen, dies bringt aber nur unnötige Mühen und Online-Kosten mit sich. Außerdem macht es die Installation nicht gerade leichter, da viele Treiber nur im Source-Code geliefert werden und vor der Installation noch compiliert werden müssen. Das gilt natürlich auch für die verschiedenen Anwendungsprogramme. Die großen Distributionen kommen bereits mit Office-Paketen, graphischer Benutzeroberfläche, Webbrowser, etc. daher. Gerade bei den Office-Paketen würde ein Download aus dem Internet auf Grund der Größe schnell die Kosten in die Höhe treiben.

3. Vorbereitung der Festplatte

Hier gilt es verschiedene Fälle zu unterschieden:

Während die ersten beiden Fälle relativ leicht zu handhaben sind, muss man sich im dritten Fall etwas mehr Gedanken machen. Er lässt sich aber grundsätzlich auf den zweiten Fall zurückführen. Im Folgenden werden zunächst die theoretischen Grundlagen für alle drei Möglichkeiten gelegt.

3.1 Was ist eine Partition?

Eine Festplatte kann in mehrere Bereiche zerlegt werden, in sogenannte Partitionen. Auf einer Festplatte muss immer mindestens eine Partition definiert werden, bei den meisten PCs umfasst diese eine Partition in der Regel den gesamten zur Verfügung stehenden Speicherplatz. Jedes zu installierende Betriebssystem benötigt eine Partition. Es gibt zwar auch die Möglichkeit, Linux zusammen mit DOS/Windows in eine Partition zu installieren, von dieser Vorgehensweise ist aber aus verschiedenen Gründen abzuraten. Beispielsweise müsste man, um zu Linux zu gelangen, vorher immer erst DOS/Windows booten, was zu unnötigem Zeitbedarf führt.

Die Größe der Partition muss von vornherein festgelegt werden, eine nachträgliche Änderung ist nicht ohne weiteres möglich. Aus Gründen der Datensicherheit sollte man ganz darauf verzichten, die Größe einer Partition im Nachhinein zu ändern.

Es gibt verschiedene Arten von Partitionen:

Zunächst die sogenannten primären Partitionen. Von diesen können auf jeder Festplatte bis zu vier Stück angelegt werden. Auf der Platte gibt es eine sogenannte Partitionstabelle, in die die Daten der Partitionen eingetragen werden. Unter DOS/Windows wird jede dieser Partitionen wie ein eigenes Laufwerk behandelt und erhält folglich einen eigenen Laufwerksbuchstaben zugeordnet (C:, D:, ...). Jede Partition, von der aus ein Betriebssystem gestartet wird, muss eine primäre Partition sein. Primäre Partitionen können aktiv gesetzt werden. Sowohl unter DOS/Windows als auch unter Linux gibt es ein Programm zum Anlegen und Verwalten der Partitionen. Es heißt in beiden Systemen fdisk. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass man mit dem fdisk von DOS/Windows nur eine primäre Partition aktiv setzen kann, mit dem "fdisk" unter Linux hingegen lassen sich mehrere primäre Partitionen aktiv setzen. Bereits hier erkennt man, dass DOS/Windows darauf angelegt ist, nur ein Betriebssystem pro Rechner zuzulassen, natürlich ein MS-Betriebssystem. Linux verhält sich gegenüber der Konkurrenz viel fairer. DOS/Windows akzeptiert übrigens stillschweigend, wenn mehrere primäre Partitionen aktiv gesetzt werden; es kann nur selbst nicht mehrere Partitionen aktiv setzen. Es muss aber auf jeden Fall eine aktive Partition geben. Dies sollte, wenn nur Linux installiert wird, natürlich die Linux-Partition sein und, wenn Linux parallel zu Windows installiert wird, die Windows-Partition.

Die zweite Gruppe sind die erweiterten Partitionen. In diesen kann man wiederum Partitionen anlegen. Dies sind allerdings nur logische Partitionen, d. h. sie besitzen selbst keinen eigenen Eintrag in der Partitionstabelle. In aller Regel werden sie im Heimbereich aber nicht gebraucht, denn es macht keinen Sinn seine Festplatte allzu sehr aufzusplitten. Folgendes Beispiel soll dies deutlich machen:

Angenommen wir haben eine 4 GB-Festplatte, aufgeteilt in zwei Partitionen von je 2 GB Größe. Auf jeder der Partitionen seien jeweils noch 200 MB Speicher frei, insgesamt also 400 MB. Möchte man nun ein Programmpaket von 300 MB Größe installieren, ergeben sich größere Probleme. Würde die Festplatte nur aus einer Partition bestehen, ergäben sich keine Probleme. Man müßte das Programm über zwei Partitionen verteilt installieren, was von nahezu keinem Programm unterstützt wird.

Es soll an dieser Stelle aber nicht unerwähnt bleiben, dass es eine große Anzahl von Linux-Usern gibt, die ihr Linux-System über mehrere Partitionen hinweg verteilen. Dafür sprechen einige Gründe, die aber im Heimbereich von nicht allzu großer Bedeutung sind. Gerade wenn man den Speicherbedarf von Linuxprogrammen, die man installieren möchte, nicht genau kennt, kann man sich leicht verkalkulieren. Die Nachteile, die dann entstehen, wiegen viel schwerer als die Vorteile, die sich durch die Aufsplittung in mehrere Partitionen ergeben. Meist ist dann nämlich eine Neuinstallation erforderlich. Die Flexibilität ist also, wenn man Linux in nur eine Partition installiert, viel höher.

Zu beachten ist, dass, wenn der Linux-Bootmanager LILO (Details hierzu weiter unten) verwendet werden soll, eine Partition für Linux unterhalb der 1000-Zylinder-Grenze auf der Festplatte vorhanden sein muss. Ob es diese Grenze überhaupt gibt, oder wo sie verläuft, hängt von der jeweiligen Festplatte ab. Viele Festplatten, die im Heimbereich ihre Anwendung finden, haben ohnehin weniger als 1000 Zylinder, so dass sich dieses Problem nur selten ergeben sollte. Sollte diese Grenze zu beachten sein, würde es Sinn machen, beispielsweise den oder die Kernel in einer eigenen kleinen Partition unterhalb jener Grenze unterzubringen.

Als Letztes gilt es unter diesem Punkt die Linux-Swap-Partition zu besprechen. Sie entspricht im Wesentlichen der Auslagerungsdatei unter Windows, nur, dass unter Linux eine eigene Partition für sie vorhanden ist, und ihre Größe somit fixiert ist. Die Größe der Swap-Partition ist auf 128 MB begrenzt. Unter Linux werden bis zu acht Swap-Partitionen unterstützt, sie können auch in erweiterten Partitionen eingerichtet werden. Werden große Programmpakete zur Ausführung aufgerufen, und der Hauptspeicher genügt nicht, wird dieser Teil der Festplatte als "Ersatzspeicher" verwendet. Da aber das Lesen und Schreiben in diesen wesentlich langsamer vonstatten geht als in den "richtigen" Hauptspeicher, muss mit einem beachtlichen Geschwindigkeitsverlust gerechnet werden. Deshalb sollte man unter Linux mindestens 32 MB Hauptspeicher installieren. Die Firma SuSE empfiehlt auch dann, wenn üppig Hauptspeicher zur Verfügung steht, eine Swap-Partition anzulegen. Auf Rechnern mit 64 MB Hauptspeicher kommt man derzeit auch ohne Swap-Partition aus, selbst wenn man große Programmpakete laufen lässt. Im Hinblick darauf, dass künftig wohl auch die Programmpakete unter Linux größer werden und die nachträgliche Änderung von Partitionen erhebliche Probleme bereitet, sollte der Empfehlung von SuSE gefolgt werden. Wenn die Summe aus dem Hauptspeicher und der Größe der Swap-Partition in ungefähr 100 MB beträgt, dürfte man auf der sicheren Seite sein.

Wie unter DOS/Windows muss eine Linux-Partition nach ihrer Einrichtung formatiert werden. Hierbei gehen alle auf der Partition vorhandenen Daten verloren. Besondere Vorsicht sollten diejenigen walten lassen, die Windows NT und Linux parallel auf einem Rechner installieren. Wenn Windows NT die Partitionen auf der Festplatte kontrolliert, erkennt es die Linux-Partitionen zwar, kann mit dem darauf angelegten Format aber nichts anfangen. Windows NT versucht dann, diese Partitionen zu "reparieren". Dies führt i. d. R. zu einem kompletten Datenverlust auf der Linux-Partition.

Zum Verwalten der Partitionen werden auch kommerzielle und somit meist teure Programme angeboten, die unter Windows laufen. Es gibt keinen Grund ein solches zu kaufen, da auch sie keine hundertprozentige Datensicherheit gewährleisten und teilweise noch nicht einmal Linux-Partitionen erkennen können. Ihr Vorteil liegt lediglich in einer graphischen Benutzerschnittstelle.

Jede Partition, die unter Linux verwendet werden soll, braucht einen Mountpoint. Hierin unterscheidet sich Linux wesentlich von Windows. Unter Windows bekommt jede Partition - wie oben schon erwähnt - einen eigenen Laufwerksbuchstaben zugewiesen. Unter Linux gibt es keine verschiedenen Laufwerke. Sie werden alle in einem Dateiverzeichnis "gemountet". Das Hauptverzeichnis ist / (einfacher Slash, kein Backslash). Die Unterverzeichnisse werden dann ähnlich wie bei Windows organisiert (z.B /usr, /home, ...). Die einzelnen Partitionen werden einfach als entsprechende Unterverzeichnisse eingehängt.

Beispiel:

# mount /dev/hda2 /usr
# mount /dev/fd0 /floppy

Wirkung: Geht man in das Verzeichnis /usr oder in eines seiner Unterverzeichnisse, befindet man sich auf der zweiten Partition der ersten Platte. Wechselt man in das Verzeichnis /floppy, greift man auf das Diskettenlaufwerk zu.

Was zunächst ungewohnt aussieht, entpuppt sich als geniales Konzept. Auf diese Weise ist es nämlich möglich, mehrere Festplatten zu integrieren, ohne dass der Benutzer es merkt, und ohne dass er sich merken muss, wo auf welcher Platte was gespeichert ist. Nachteil ist natürlich auch hier wieder, dass, wenn eine Festplatte (= ein Unterverzeichnis) voll ist, man sich überlegen muss, wo man dann seine Programme abspeichert (/usr !).

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass es unter Linux für den Heimanwender i. d. R. genügt, eine Partition von einem guten Gigabyte Größe, sowie eine (maximal) 128 MB große Swap-Partition anzulegen.

3.2 Linux und andere Betriebssysteme

Nun zur generellen Vorgehensweise der Parallelinstallation. Oben wurden bereits die beiden relevanten Fälle aufgeführt: Entweder es ist schon ein Betriebssystem auf der Festplatte vorhanden, oder MS Windows und Linux sollen auf eine leere Festplatte aufgespielt werden.

Wenn schon ein Betriebssystem vorhanden ist, dann ist logischerweise auch schon mindestens eine Partition auf der Festplatte vorhanden. Entweder ist noch soviel Platz auf der Harddisk vorhanden, dass man eine zweite und dritte (Swap-)Partition anlegen kann, oder Windows hat sich auf einer Partition, die womöglich die gesamte Festplatte umfasst, breit gemacht. In letzterem Fall steht man vor größeren Problemen. Die sicherste Lösung wäre, die Festplatte nach vorherigem Backup zu löschen, und so die Sache auf den einfacheren Fall zurückzuführen. Die etwas kompliziertere Lösung besteht in der Anwendung des Programms fips. Dieses ist in der Lage, eine bestehende DOS/Windows-Partition (keine Windows-NT-Partition!) im Nachhinein zu verkleinern. Man sollte sich auf jedem Fall vorher genau die README-Datei dazu durchlesen und ein Backup fahren, weil es in einzelnen Fällen zu kompletten Datenverlusten kam. Das Programm liegt beispielsweise der SuSE-Distribution bei, auch ist es im Internet zu finden.

Wichtig jedenfalls ist, dass man zuerst das MS-Betriebssystem in die erste Partition aufspielt und danach wiederum in eine eigene Partition Linux. Wenn man Windows nicht in die erste Partition und als Erstes aufspielt, kommt es auf Grund der automatischen Installation des Windows-Bootprogramms zu fatalen Auswirkungen, die mitunter zur Folge haben, dass man keinen Zugriff mehr auf das Windows-System hat. (Der Referent hat diesbezüglich eigene leidvolle Erfahrungen mit Windows NT gesammelt). Es sollte eine dritte, kleine Partition als Linux-Swap-Partition vorhanden sein! Die Auswahl, welches Betriebssystem man beim Start des Rechners hochfahren möchte, wird über den LILO, den Linux Bootmanager, getroffen. Die Konfiguration des LILO wird weiter unten noch ausführlich erklärt. I. d. R. liegt der LILO jeder Distribution bei.

4. Installation der Pakete

Im Gegensatz zu Windows werden die meisten Linux-Distributionen mit einer Vielzahl (teilweise >800!) von Programmen ausgeliefert. Man muss sich also nichts mehr hinzusuchen, und vor allem die Installation kann in einem Rutsch erfolgen. Im Übrigen beherrscht vor allem auch die SuSE-Distribution die vollständige Deinstallation von Programmpaketen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Es ist also nicht so wie unter Windows, dass nach mehrmaligem Installieren und Deinstallieren von verschiedenen Programmen soviel Schrott auf der Festplatte lagert und das System geschwindigkeitsmäßig so herunterzieht, dass eine komplette Neuinstallation unausweichlich erscheint.

4.1 Das Linux-Grundsystem

Sehr komfortabel geht es mittlerweile bei der Auswahl der zum Betrieb von Linux notwendigen Programme zu. In den Distributionen bekommt man vorgegebene Konfigurationseinstellungen zur Auswahl, in deren Beschreibung ein Hinweis enthalten ist, für welchen Anwender sie gedacht sind. Man wählt einfach eines dieser Profile aus und kann sie dann nach Belieben noch ändern. Führend dürfte wohl das Installationsprogramm yast aus der SuSE-Distribution sein: Es warnt, wenn man versucht Programme zu löschen, die zum Betrieb von Linux unbedingt erforderlich sind. Genauso bekommt man auch Hinweise, wenn Programmpakete nur in Verbindung mit anderen Programmen installiert werden können. Es wird angezeigt, welche Programme noch installiert werden müssen, wo man ggf. Wahlmöglichkeiten hat, und es gibt eine Automatikfunktion, damit man nicht selbst Hand anlegen muss. Einfacher kann die Installation nicht mehr sein. Außerdem ist sie so sicher, dass man durchaus ein bisschen experimentieren kann, ohne Angst haben zu müssen, das komplette Betriebssystem in die ewigen Jagdgründe der Bits und Bytes zu befördern. Bei den großen Distributionen sollten sich in diesem Bereich also keine Schwierigkeiten ergeben. Kniffliger wird es hier natürlich, wenn man sich sein Linux aus dem Internet zusammensucht. Diese Vorgehensweise ist Anfängern nicht anzuraten! Es sei denn, man holt sich eine komplette Distribution aus dem Netz. Dies ist aber auf Grund der zu übertragenden Datenmenge und den damit verbundenen Kosten prohibitiv.

Besonderes Augenmerk sollte man auf die zu installierende Kernel-Version legen. Jeder Kernel unter Linux hat eine dreiziffrige Versionsnummer (z. B. 2.2.3 oder 2.3.2). Die erste Ziffer gibt die Version an. Die zweite Ziffer gibt die Unterversion an. Hier muss man unterscheiden, ob die Ziffer gerade oder ungerade ist. Die ungeraden Ziffern geben an, dass es sich um einen sogenannten Hackerkernel handelt. Das bedeutet, dass hier die neuesten Ideen implementiert werden, allerdings um den Preis, dass diese Versionen sich noch im Entwicklungsstadium befinden und somit möglicherweise Fehler beinhalten. Erst, wenn alles hinreichend getestet wurde, fließen diese Neuerungen in die Kernel ein, die an der zweiten Stelle der Versionsnummer eine gerade Ziffer haben. Da regelmäßig kleinere Veränderungen am Kernel vorgenommen werden, gibt es zur Unterscheidung noch die dritte Ziffer. Der Heimanwender sollte aus Gründen der Stabilität immer die ausgetesteten Versionen, die an zweiter Stelle eine gerade Ziffer haben, verwenden.

4.2 Die Programmpakete

Linux-Distributionen beinhalten verschiedene Pakete, die wiederum die eigentlichen Programme enthalten. Sie sind thematisch geordnet und unterscheiden sich je nach Distribution. Es ist schwer darzustellen, welcher Anwender was installieren soll, um ein für seine Bedürfnisse ideales System zu bekommen. Die SuSE-Distribution hilft bei der groben Auswahl, indem man aus verschiedenen vorgegebenen Konfigurationsprofilen eines auswählen und dieses dann nach den persönlichen Vorlieben modifizieren kann. Wichtig erscheinen folgende Hinweise:

4.3 Die Konfigurationsphase

Natürlich müssen alle installierten Programmpakete auch konfiguriert und Einträge in entsprechende Konfigurationsdateien vorgenommen werden. Da dies aber bei den aktuellen Distributionen sehr gut von allein geht, soll an dieser Stelle nicht weiter darauf eingegangen werden.

Vielmehr ist noch die Konfiguration des LILO zu erklären. Der LILO ist der "serienmäßige" Bootmanager von Linux. Beschäftigen wir uns zunächst mit den Grundlagen dessen, was beim Start des Rechners passiert. Wenn der Rechner eingeschaltet wird, ist er zunächst völlig ahnungslos. In diesem Augenblick startet automatisch das BIOS (Basic Input/Output System). Es unterrichtet den Computer darüber, welche Hardware in groben Zügen ihm zur Verfügung steht, und wie er sich rudimentär auf dem Bildschirm bemerkbar machen kann. Schließlich liest es auf der Festplatte ein sehr kleines Programm und startet es. Dieses Programm liegt im Master Boot Record (MBR). Und dieses wiederum startet ein Programm im Bootsektor der Partition, der im MBR gespeichert ist. Bei einem Bootmanager ist es nun so, dass man auswählen kann, von welcher Partition gestartet wird. Also entweder von der Partition mit Linux, mit OS/2, oder... Die Funktionsweise wurde hier vereinfacht dargestellt, es geht nur ums Prinzip. Der LILO ist ein textbasierter Bootmanager, d. h. er arbeitet im Textmodus und man muss per Tastatur eingeben, welches der Betriebssysteme er starten soll. Diese müssen vorher abgespeichert werden. Mit Hilfe des LILO ist es auch möglich, ein Linux-System mit mehreren Kerneln zu betreiben. Diejenigen, die Erfahrung mit Windows NT haben, kennen bereits einen Bootmanager: Bevor das eigentliche NT geladen wird, fragt der Bootmanager, welches Konfigurationsprofil verwendet werden soll. Als ein zusätzliches Profil kann man diesem Bootmanager auch Linux unterschieben.

Linux ist ein multiuserfähiges Betriebssystem. D. h. es können mehrere Benutzer damit arbeiten, für die man verschiedene Rechte definieren kann, damit sie einen geschützten Bereich haben und die geschützte Sphäre anderer User nicht beeinflussen können. Der Systemadministrator hat den Benutzernamen root. Er hat grundsätzlich alle Rechte, kann Rechte vergeben und hat Einblick in die Daten aller Benutzer. Damit auf Grund der umfangreichen Möglichkeiten, die er hat, keine unbeabsichtigten Veränderungen vorgenommen werden, sollte man für sich selbst einen weiteren Benutzeraccount anlegen.

5. Abschließendes

Wenn bereits Daten auf der Festplatte vorhanden sind, sollte man auf jeden Fall ein Backup zumindest der wichtigsten Dateien machen, da bei jeder Installation etwas unbeabsichtigt gelöscht werden kann. In den allermeisten Fällen geschieht dies durch zu schnellen Druck auf die Return-Taste. Es ist mit Sicherheit auch kein schlechter Gedanke, sich vor der Installation in einem Handbuch den gesamten Installationsvorgang durchzulesen. Und wenn man dann noch weiß, wie man seine Festplatte organisieren möchte, sollte dem Linux-Vergnügen nichts mehr im Wege stehen.

Gerade, wenn man daran geht, Linux erstmalig zu installieren, sollte man sich eine Distribution mit "allem drum und dran" besorgen. Diese sind zum einen vollständig in der Hinsicht, dass sie mit allen Programmen ausgeliefert werden, die man im Heimbereich braucht. Sie verfügen auch über Installationsprogramme, die die Installation zu einem Kinderspiel machen. Auch ein gutes Handbuch erleichtert den Einstieg. Schließlich wird häufig auch während der ersten Zeit nach dem Erwerb Support per Telefon, E-Mail oder Fax angeboten, der, wenn es denn wirklich zu einem Problem kommen sollte, fachkundige, qualifizierte Hilfestellung bietet.